Die Kerze brennt, ein kleines Licht

Bernd Schlaudt arbeitete in den 1980er-Jahren als Kantor in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau eng mit der landeskirchlichen Gottesdienstberatungsstelle (heute: Zentrum Verkündigung) zusammen. Er gehörte dem erweiterten Herausgeberkreis der Menschenskinder-Liederbücher an: Band 1 (1987) und Band 2 (2001). Als Mitglied der „Gruppe Liturgie“ schrieb er zahlreiche Liedtexte zur liturgischen Gestaltung von Kindergottesdiensten und vertonte diese auch selbst. Dieses Lied erschien erstmals in den Menschenskinder-Liedern 2 (2001) und wurde damit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Neben seiner musikalischen Arbeit mit Kindern suchte Schlaudt stets nach kreativen Gestaltungsmöglichkeiten mit jungen Menschen.

Schlaudt verbindet im Text verschiedene Themen: Das Licht macht Dunkel hell und nimmt Angst. Die Kerze wird zum rituellen Beginn des Gottesdienstes entzündet und vermittelt Sicherheit. Mit der „kleinen Kerze“ können sich „kleine Kinder“ leicht identifizieren – und sie singen zugleich, dass auch eine kleine Kerze große Wirkung entfalten kann. Der Text arbeitet mit kurzen Sätzen, teils fast Satzfragmenten, die nebeneinandergestellt werden. So bleibt er für Kinder leicht verständlich. Trotz Kürze und Schlichtheit entstehen eindrückliche Bilder, die auch Erwachsene ansprechen.

Leicht und locker wirkt die kurze Melodie. Der Grundton der Tonart (Tonika) wird zwar berührt, aber nicht beherrschend festgehalten. Swingend musiziert entsteht beinahe schwebend ein Gefühl der Leichtigkeit. Notiert ist das Lied wie ein Singspruch. Die gleiche Harmonisierung jeder Zeile (mit vier Septakkorden im Quintfall) legt jedoch nahe, dass es als Kanon gesungen werden kann und soll. Viele Tonschritte und wenige Sprünge in einem kleinen Tonumfang (Ambitus) machen das Lied einfach singbar. Der sanft synkopierte Rhythmus lockert auf und unterstützt den leichten Charakter der Melodie.

Das Lied eignet sich als gesungene rituelle Eröffnung eines Kindergottesdienstes oder einer Andacht mit Kindern. Es kann als Singspruch in einem dreimaligen Gesang mit einem trinitarischen Votum verknüpft werden und übernimmt so eine liturgische Funktion zu Beginn des (Kinder-)Gottesdienstes. Auch für Erwachsene ist das kurze Lied gut geeignet, zumal es musikalisch durch die Septakkorde und das offene Ende nicht kindlich wirkt. Besonders reizvoll ist zudem das Musizieren im Kanon.