Dich rühmt der Morgen

Der Flötist und Komponist Hans-Jürgen Hufeisen, mit dem Jörg Zink in vielerlei Hinsicht seit 1981 zusammenarbeitete, ergriff im Frühling 1990 die Initiative, Jörg Zink zum Liederschreiben zu bewegen. Eine produktive Liederwerkstatt eröffnete sich. Das Lied „Dich rühmt der Morgen“ entstand und wurde erstmals 1992 von Jörg Zink und Hans-Jürgen Hufeisen im Liederbuch „Wie wir feiern können“ im Kreuz-Verlag publiziert.

Im Liedheft „gemeinsam unterwegs“ des Ökumenischen Kirchentages 2003 ist das Lied zunächst nur mit der ersten Strophe aufgenommen worden. Seit 2005 hat es seinen festen Platz in allen Liederheften des Kirchentages und weiteren Gesangbuchausgaben gefunden.

Jörg Zinks Lied ist eine Kontrafaktur (geistliche Nachdichtung eines weltlichen Liedes oder weltliche Nachdichtung eines geistlichen Liedes) des Liedtextes „In dir ist Freude“, welches bereits eine Kontrafaktur des italienischen Balletto „A lieta vita“ gewesen ist. Melodie und Satz wurden beibehalten und mit einem neuen Text unterlegt. Der Liedtext besteht – ähnlich wie seine Vorlage – aus zwei Strophen mit einer daktylischen Versstruktur (einer betonten Silbe folgen jeweils zwei unbetonte).

Inhaltlich handelt es sich um einen Lobgesang der Schöpfung, eine Bitte um Gottes Wort für Segen im Leben, um Gewissheit der Geborgenheit bei Gott.

Die Melodie gehört zum Typ des in der Renaissancezeit in Italien entwickelten und beliebten „Balletto“, also einem Tanzlied. Kennzeichnend für die Form sind die häufigen Wiederholungen kurzer Abschnitte, wie sie sich auch in anderen Tanzgattungen finden. Dass beispielsweise auch der zweite Teil einer Melodie wiederholt wird, ist für das deutschsprachige Kirchenlied in dieser Zeit unüblich. Die Melodieteile der kurzen Abschnitte sind musikalisch sinnvoll aufeinander bezogen und verbunden, teilweise sind es exakt dieselben Töne. So werden die ersten fünf Töne im ersten Liedteil zunächst wiederholt und dann leicht variiert. Im zweiten Liedteil wird gleichfalls mit diesem Tonmaterial gespielt und der Tonraum in die Höhe und am Schluss auch mit einem Tonschritt unter den Grundton geweitet. Die ganze Melodie drückt Freude, Fröhlichkeit und ein positives Lebensgefühl aus. Sie tanzt lebendig und rhythmisch bewegt, ohne schwer zu sein. Viele kleine Tonabstände und regelmäßige rhythmische Strukturen erleichtern das Erlernen.

Als Morgenlied zum Beginn eines Gottesdienstes ist es bekannt und geschätzt. Es kann ebenso als Loblied, Vertrauenslied oder zu Lesungen verwendet werden. Im fünfstimmigen Satz von Gastoldi entfaltet es auch chorisch eine klangvolle Wirkung.